Presentation des SparX Labs „Industrie 4.0“
Die Welt der AR/VR ist bunt, trendy und cool. Aber wo genau sind der Business Value und die funktionalen Vorteile für Unternehmen „im Produktionsmodus“ zu fnden und zu erschließen? Wie können AR und VR in der Industrie relevante Beiträge für Produktionsplanung und -betrieb erbringen? Wie fängt man an?
Das Lab „Industrie 4.0“ der SparX Workshopreihe nahm sich über einen Zeitraum von sechs Monaten und vier Industrie-Workshops dieser Fragen praktisch an. In Zusammenarbeit zwischen dem VR Business Club, dem Industrie-Joint-Venture inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH und dem UVB-Digitallabor wurden in einer interaktiven Methode der Kreuzverknüpfung dynamische Lösungsentwickler und etablierte Industrie-Player zusammengeführt. So trafen ausgewählte Problemstellungen der industriellen Praxis auf marktreife Methoden und Lösungen der VR-Technik, und wurden in einer Folge von Arbeitstreffen mit einem erweiterten Kreis von Branchen-Fachexperten auf ihre Eignung für die Problemstellung abgeklopft und zielgerichtet angepasst. Mit Triebswerk-, Maschinen- und Automobilbau standen dabei drei Leitbranchen der deutschen Industrie im Fokus, repräsentiert durch die Unternehmen Rolls-Royce, Heidelberger Druckmaschinen AG und inpro.
Die erarbeiteten Ergebnisse der vier Workshops wurden beim Presentation Event im EINS der TU Berlin am 22. Oktober 2019 präsentiert. In Vorträgen und einer begleitenden Ausstellung konnten die Resultate des Labs „zum Anfassen“ begutachtet werden und schnell wurde klar, dass diese nicht nur als Informations- und Orientierungsveranstaltung, sondern auch als Arbeitsplattform für funktionsfähige VR-Technologien wirksam geworden sind.
Mit einem herzlichen Willkommen von Maren Courage, Gründerin des bundesweiten Netzwerks VR Business Club, wurden die mehr als einhundert Besucher in die Antriebskräfte der SparX-Labs eingeweiht.
Nach überzeugenden Grußworten von Sven Weickert, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB), beleuchtete Prof. Dr. Thomas Thiessen, Konsortialleiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation, die Ergebnisse des parallel durchgeführten SparX Labs „Digitaler Mittelstand“: Mit komplementärem Fokus wurden Grundlagen und Querschnittsthemen wie Veränderungsmanagement, Kommunikation und Geschäftsmodellinnovationen in Bezug auf AR/VR bearbeitet. Ein konkreter Methoden-Leitfaden ist das Ergebnis, welches von den Lab Coaches der Unternehmen data experts, Present4D, dynabook und Mazars vorgestellt wurde.
Wo im regionalen Kontext die Chancen zur Realisierung liegen, machte Frau Dr. Karina Rigby, Vice President & Head of Siemensstadt 2.0, am Beispiel der Initiative Siemensstadt 2.0 deutlich und sprach die Einladung zur zukünftigen Beteiligung und Vernetzung aus.
Nun zum Ergebnis unseres Labs: Schnell wurde klar, dass der erhoffte „Innovationsfunken“ verfing und die Fragen der Unternehmen konkret addressiert werden konnten. Im Fokus stand zunächst der Triebswerksbau. Wie Montage und Entwicklung ihre digitalen Informationen zur Verbesserung von Prozesseffizienz und für Lessons Learned nutzen können und dabei Datenbrüche überwinden, wurde in der Vorstellung von Oliver Ringel (Rolls-Royce) und Lisa Kraus (VISCOPIC) klar: Schlüssel ist eine Augmented Reality Anwendung, die digitale Informationen shopfloor-nah zur Verfügung stellt und so die Werkerführung verbessert.
Damit können Montagefehler vermieden, und Verbesserungspotenziale durch zielgerichtetes Engineering in der nächsten Produktiteration gehoben werden.
Wie Mitarbeiterqualifikation und -motivation verbessert werden kann, wurde folgend von Heiko Nemmert (Baby Giant) detailliert: Storytelling als Methode aus der Medienwelt wurde übertragen auf die Industrie, inspirierend und motivierend zugleich, zwingt zum Fokus. Wie können Mitarbeiter mit VR-Technologien mit der Mission des Unternehmens und der Bedeutung ihrer Tätigkeit vertraut gemacht werden? Wie gelingt die Ausrichtung auf das Wesentliche?
Auch der Maschinenbau wurde adressiert: Die Informationsüberflutung des Mitarbeiters, der komplexe Analysefragestellungen in kurzer Zeit anhand großer Datenmengen lösen muss, wurde in der Challenge der Heidelberger Druckmaschinen AG zusammen mit Datenflug und MathYou fokussiert. Die Visualisierung von Fertigungsdaten in dreidimensionaler VR nutzt das Potenzial des Menschen zur Mustererkennung und befähigt auch Nicht-Experten, Analysen auf komplexen Datenbeständen durchzuführen. Verbesserte Instandhaltung, preventive Maintenance und schnellere Reaktion auf geänderte Rahmenbedingungen oder Probleme in der Produktion sind konkrete Nutzenpotenziale, die das Unternehmen anhand der präsentierten Ansätze erhofft. Jonas Schmidt von Datenflug begeisterte die Teilnehmer mit einer Ankündigung einer interaktiven „Visual Analytics“ Lösung, welche die innovative Art der Datenvisualisierung, die Frank Brand (MathYou) durch konkrete Beispiele plastisch untermauern konnte, in die Praxis umsetzen wird.
Wie VR im Automobilbau mit seinen spezifischen Herausforderungen in der Großserie zu erfolgreichen Prozessen beiträgt, stellte anhand des Demonstrationsfalls „Mitarbeiter-Onboarding“ Dr. Rolf Illenberger von VRdirect vor. Mitarbeitertraining in VR und VR-gestütztes Engineering sind Herausforderungen, für die heute bereits spezielle Applikationen und Datentransfers bei inpro entwickelt werden. Gestützt auf die Vorerfahrungen und einen Praxisfall von inpro machte die Experience nun erlebbar, wie eine interaktive 360°-Erfahrung für das Mitarbeiter-Onboarding – als VR-App oder als Webanwendung – schnell und aufwandsarm generiert und bereitgestellt werden kann. Erst-Qualifikationszeiten können so verkürzt und ortsflexibel bereitgestellt werden, unter Wiederverwendung bestehender digitaler Assets. Dies führt zu schnelleren Einlernprozessen und zu weniger Fehlern in der Produktion.
Immersiv, interaktiv, und innovativ – im SparX Lab „Industrie 4.0“ wurden AR/VR-Technologien im Hinblick auf ihre konkrete Anwendbarkeit in der zukünftigen Industrie 4.0 betrachtet und an der Kreativität der deutschen VR-Branche gespiegelt. Wie Digitalisierung praktisch gelingen kann? Die SparX Labs „Industrie 4.0“ haben es mit Hilfe des kompetenten Netzwerks des VR Business Clubs anhand praktischer Challenges gezeigt, durch Interaktivität, Inklusivität, Open Innovation und den systematischen Wechsel der Perspektive. Das Potenzial der Technologien ist damit aber noch nicht ausgeschöpft, und wie die Erfahrungen dieser ersten Workshopreihe in die industrielle Basis getragen werden können, wird Gegenstand von Folgeveranstaltungen sein.
Stay tuned! Vielen Dank allen Teilnehmern, Unterstützern und interessierten Besuchern, die diese inspirierende Veranstaltung durch Ihre tatkräftigen Beiträge ermöglicht haben!
Fotograf: @UVB 2019/ André Wagenzik